Finger Tattoo – Mal anders
Auch wenn der Begriff Finger Tattoo für den ein oder anderen irreführend sein mag, so war das doch der Wunsch von Kai, mit dem er zu mir kam. Kai wollte Finger in Biomechanik eingebunden haben. Auf der Webseite habe ich im Archiv ein entsprechendes Rückentattoo, das wohl recht gefallen hat. Dazu kam noch der Gedanke eine meiner Zeichnungen – einen Drachen-, die unter Wanna-Do’s zu sehen ist mit einfließen zu lassen. Die ursprünglichen Finger waren eigentlich mehr Klauen, die sich in die Seite reinbohren und in dieser Art für die Front eher nicht geeignet- zu grob, zu kurz und dazu auch noch ein paar Jahre alt. Also nahm ich das mit den Fingern wörtlich.
Fraktal, mal anders
Um die Zwischenräume der Finger auch noch ansprechend zu füllen schlug ich sich an die Form der Finger anpassende Klauen vor. In dem Sinne ein Fraktal. Angelehnt an das Finger Tattoo. Bloß in der Art wie Scheren von Schalentieren. Die Finger wurden zum Anpassen an die Form des Brustkorbs mit perspektivischen Verkürzungen dargestellt. Folglich auch, um die Seiten als längste Flächen eher „ruhig“, die vorderen Glieder eher dynamisch zu gestalten. Und nachdem der Drache in Farbe sein sollte, in der Kategorie „burn“, also schön feurig-flammend, war es nur naheliegend den Hintergrund auch farbig in tiefer und vordere Bereiche aufzuteilen. Je weiter zur „hinteren“ Seite gelegen desto mehr ins Blau-Graue, je weiter nach „vorne hin ins Rot-orange. Zugleich konnte ich die Finger demgegenüber in Schwarz-Grau zu gestalten. Dadurch werden die Finger nach vorne gedrückt, sind aber gleichzeitig eher morbide, drückend. Düster, würde so mancher vielleicht sagen. Die Farben waren dabei mal wieder Sondermischungen aus Komplementärfarben, die den „dreckigen“ Touch noch unterstützen. Leider ist es schwierig, auf Bildern gleichzeitig die Wirkung von Schwarz-Grau und Farbe in Idealform aufzufangen, gerade zur Seite hin ist das Blau noch dunkler im Original.
Kraftakt
Das Finger Tattoo wurde zu einem regelrechten Kraftakt. Nicht nur für mich, sondern auch für Kai. Nicht nur, dass der zweite, fast halbjährige Corona Lock-Down uns einen Strich durch die Zeitrechnung gemacht hat. Darüber hinaus waren auch die Farben dem Untergang geweiht. Denn die wurden ja schließlich zum 4.1.2022 in den bis dahin zulässigen Rezepturen verboten. Und wie sich die Nachschublage nach dem 4.1. gestalten würde war nur mehr als fraglich. Deswegen mussten wir ranklotzen was das Zeug hält. Und das wurde zu einem regelrechten Belastungstest für unsere Beziehung. Als wir die Farben fertig in die Haut gebracht hatten waren noch die Finger übrig. Wir hatten diese schon auf der einen Seite vor dem November Lock-Down angefangen. Bedauerlicherweise hatten wir die Arbeit daran wegen der Farbensituation dann aber aus Zeitgründen erst einmal ausgesetzt. Und so kam es wie es kommen musste. Wir hatten die farbige Arbeit mit Ach und Krach auf den letzten Drücker geschafft. Und dann musste ich mir sagen lassen, dass Kai erst einmal etwas Abstand von mir brauche. Ich konnte dem nur erwidern „Jetzt, wo wir uns gerade so nahe gekommen sind?